Afghanistan
1974 (1353)

1974 bin ich auf dem Landweg von Berlin nach Katmandu und zurück mit öffentlichen Verkehrsmitteln gereist.
Sowohl auf der Hinfahrt, als auch auf der Rückreise war ich eine Zeit lang in Afghanistan.
Fast alle Afghanen waren zu mir freundlich und sehr gastfreundlich.

TOURIST VISA This visa is valid from 16-9-1974 till 15-12-1974 AMBASSADE DE LA REPUBLIQUE D AFGHANISTAN

Reiseerinnerungen an Afghanistan 1974 (1353)

von Erwin Thomasius

niedergeschrieben im Oktober 2001

Es war noch etwas Zeit bis zur Abfahrt des Busses von Kabul nach Herat. Einige der Fahrgäste standen noch draußen, aßen noch eine Kleinigkeit, die sie in dem Laden gegenüber gekauft hatten. Ein afghanischer Polizist kam auf eine Frau aus der Gruppe zu und rügte sie, weil sie während des Fastenmonats Ramadan (Ramazan) am Tage etwas esse, was Afghanen verboten sei. Sie entgegnete, sie sei keine Afghanin, sondern eine Perserin und zeigte dem Polizisten ihren persischen Pass. Der Polizist entgegnete, der Iran sei auch ein moslemisches Land, also sei es ihr auch verboten, am Tage, von Morgengrauen bis Sonnenuntergang, etwas zu essen. Sie erwiderte, im Iran sei es, anders als in Afghanistan, den Bürgern nicht von der Regierung vorgeschrieben, daß sie sich an die Gesetze des Islam halten. Daraufhin ließ der afghanische Polizist die Frau in Ruhe und ging endlich.

Auf der Fahrt von Kabul nach Kandahar erklärte mir ein afghanischer Moslem die zwei Gründe für das Fasten im Fastenmonat Ramadan:

1. Die, die genug haben, sparen Lebensmittel ein, die sie denen geben, die nicht genug haben.
2. Die Reichen und die, die genug haben, spüren beim Fasten, wie es ist, Hunger zu haben, aber nicht essen zu können. Dadurch wird ihr Mitgefühl mit den Armen und damit ihre Bereitschaft, den Bedürftigen zu helfen größer.